Totto-Chan: The Little Girl At The Window
© Leonine

Totto-chan: Das kleine Mädchen am Fenster

Totto-Chan: The Little Girl At The Window
„Totto-chan: Das kleine Mädchen am Fenster“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Japan in den 1940ern: Mit ihrer aufgeweckten Art hat die kleine Tetsuko Kuroyanagi, von anderen nur Totto-chan genannt, schon so manche in den Wahnsinn getrieben. Als sie mal wieder in ihrer Klasse für reichlich Chaos sorgt, reicht es dem Direktor: Sie muss die Schule verlassen. Zur großen Erleichterung ihrer Eltern erhält sie dafür einen Platz an der Tomoe-Gakuen-Grundschule, dessen Leiter sich dafür einsetzt, dass alle Kinder sich entfalten dürfen, so unterschiedlich sie auch sein mögen. Totto findet schnell Gefallen an den ungewöhnlichen Unterrichtsmethoden, freundet sich mit den anderen Kindern an. Vor allem Yasuaki, der aufgrund einer Polio-Erkrankung nur mit Mühe gehen kann, wird zu einem engen Vertrauten für das Mädchen. Doch während die Kinder inmitten einer engen Gemeinschaft behütet aufwachsen, droht von anderer Stelle her Unheil, als Japan immer tiefer in den Krieg hineingezogen wird …

Eine persönliche Lebensgeschichte

Hierzulande dürfte der Name Tetsuko Kuroyanagi eher weniger Leuten etwas sagen. In ihrer Heimat Japan ist sie jedoch durchaus bekannt, sei es als Moderatorin und Schauspielerin oder auch für ihre wohltätigen Einsätze, gerade für Kinder. Und dann ist da eben noch ihr autobiografischer Roman Madogiwa no Totto-chan, der 1981 erschienen ist und in dem sie von ihrer Kindheit in den 1940ern erzählt. Ursprünglich waren die darin enthaltenen Geschichten als Artikel veröffentlicht, bevor der Sammelband zu einem großen Verkaufsschlager wurde. Auf Deutsch ist das Buch bislang nicht erhältlich. Dafür erscheint bei uns die Anime-Adaption Totto-chan: Das kleine Mädchen am Fenster, welche unter dem internationalen Titel Totto-chan: Das kleine Mädchen am Fenster auf mehreren Festivals zu sehen war.

Das zeitliche Setting provoziert natürlich Vergleiche zu anderen Animes, die von Kindheitserfahrungen im Japan der 1940er erzählen. Das sicherlich bekannteste Beispiel ist Die letzten Glühwürmchen, ein notorisch herzzerreißendes Drama von Studio Ghibli über zwei Geschwister, die in den Kriegsjahren ums Überleben kämpfen. In den letzten Jahren machte auch In This Corner of the World von sich reden, das in Hiroshima spielt und entsprechend mit einem starken Kontrast von unschuldiger Kindheit und Kriegsschrecken arbeitet. Ganz so heftig wird es in Totto-chan: Das kleine Mädchen am Fenster nicht. Der Krieg selbst ist nicht zu sehen, man bekommt nur über Umwege davon mit. Beispielsweise geht es später darum, dass das Essen knapp ist. Zudem soll der Vater der Protagonistin Kriegslieder spielen, um so sein Heimatland zu unterstützen. Überhaupt spielt ein wachsender Nationalismus eine Rolle.

Charmant, wohltuend und bezaubernd

Das bleibt jedoch ein Nebenthema. Wichtiger ist in dem Film das alltägliche Leben der Kinder. Totto-chan: Das kleine Mädchen am Fenster beschreibt eine Schule, in der Respekt gelebt wird. Das Motto des Leiters besagt, dass alles zusammen getan wird, das gemeinschaftliche Erleben steht an erster Stelle. Das hat etwas Wohltuendes, gerade auch wenn Kinder miteinbezogen werden, die sonst Außenseiter wären. In Zeiten, in denen Ausgrenzung wieder schwer in Mode ist, ist der Anime etwas Schönes fürs Herz. Da er tendenziell auch ein jüngeres Publikum im Visier hat, ist er zudem wichtig, fördert schon früh Toleranz. Dass dabei manche Lektion etwas gröber ausformuliert ist, stört dann auch nicht weiter. Die Schlichtheit macht der Film mit viel Charme wieder wett.

Und auch mit einer sehr schönen Optik. Das Animationsstudio Shin-Ei Animation (Shin Chan: Crash! Königreich Kritzel und fast vier Helden, Stand by Me Doraemon) hat das Buch mit bezaubernden Bildern umgesetzt. Und das zuweilen wörtlich: Die große Fantasie der Titelheldin sorgt vereinzelt dafür, dass sich die Welt verwandelt. Richtig konsequent durchgezogen wird das leider nicht, weshalb diese Szenen hervorstechen. Da die Geschichte aber sowieso sehr episodenhaft aufgezogen ist, stört das nicht weiter. Insgesamt ist Totto-chan: Das kleine Mädchen am Fenster ein empfehlenswerter Anime, der eine Mischung aus Zeitporträt und Figurendrama darstellt. Natürlich muss man mit der besonderen Art von Totto umgehen können, die zwischen umwerfend und anstrengend schwankt. Wer das kann, darf auf eine Zeitreise gehen, die gleichermaßen bewegend wie unterhaltsam ist.

Credits

OT: „Madogiwa no Totto-chan“
IT: „Totto-Chan: The Little Girl at the Window“
Land: Japan
Jahr: 2023
Regie: Shinnosuke Yakuwa
Drehbuch: Shinnosuke Yakuwa, Yōsuke Suzuki
Vorlage: Tetsuko Kuroyanagi
Musik: Yuji Nomi
Animation: Shin-Ei Animation

Trailer

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Totto-chan: Das kleine Mädchen am Fenster
fazit
Basierend auf einem autobiografischen Roman erzählt „Totto-chan: Das kleine Mädchen am Fenster“ von einem Mädchen, das im Japan der 1940er in einer besonderen Schule aufwächst. Der Anime mischt herzerwärmende mit tragischen Szenen und ist zudem ein willkommenes Plädoyer für mehr Toleranz.
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