Niemals allein immer zusammen
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Niemals allein, immer zusammen

„Niemals allein, immer zusammen“ // Deutschland-Start: 13. Juni 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Sicher, gesellschaftliche Probleme hat es schon immer gegeben, nationale wie internationale Krisen begleiten die Menschen quasi ständig. Und doch hat man in den letzten Jahren das Gefühl, dass das Leben quasi nur noch aus Krisen besteht. Ob es die Corona-Pandemie war, die Kriege in der Ukraine oder in Palästina, die Energiekrise oder eine zunehmende Spaltung in der Bevölkerung, da herrscht konstante Unruhe. Von den nicht gelösten Klimakrisen ganz zu schweigen. Da wundert es nicht wirklich, wenn gerade bei jungen Menschen Verdruss und Verunsicherung groß sind und viele resignieren. Aber es gibt auch welche, die diese vielfältigen Krisen zum Anlass nehmen, selbst aktiv zu werden – so die Protagonisten und Protagonistinnen in Niemals allein, immer zusammen.

Gemeinsam für verschiedene Ziele

Neuland betritt der Dokumentarfilm damit kaum. Tatsächlich hat es in den letzten Jahren eine ganze Reihe von solchen Werken im Kino gegeben. Da waren beispielsweise Bigger Than Us oder auch Rise up, jeweils folgten wir mehreren jungen Menschen, die sich auf unterschiedlichste Weise für eine bessere Welt einsetzen. Mit Niemals allein, immer zusammen kommt nun ein Werk, das sich speziell um Aktivismus in Deutschland dreht. Das heißt aber nicht, dass die Geschichten an den Landesgrenzen Halt machen. Zum einen haben einige der Porträtierten einen Migrationshintergrund, was zum Teil den jeweiligen Einsatz beeinflusst. Die Themen selbst sind zudem weitestgehend universell. Zu hohe Mieten, prekäre Verhältnisse in der Pflege, Klimakrise – das findet man alles weltweit.

Interessant ist bei dem Film, wie diese einzelnen Aspekte miteinander verzahnt sind. Genauer stehen fünf Menschen im Vordergrund – Quang, Patricia, Simin, Zaza und Feline –, die in verschiedenen Organisationen tätig sind, sich dabei aber untereinander kennen. Denn auch wenn der Fokus jeweils ein anderer ist, für sie sind diese Punkte Teile eines gemeinsamen Kampfes. Wenn beispielsweise einer dafür streitet, dass die Bezahlung bei der Pflegeausbildung gut genug ist, um von ihr leben zu können, ist das ebenso Ausdruck einer Sehnsucht nach gesellschaftlicher Gerechtigkeit wie die Bemühungen, Unternehmen wie „Deutsche Wohnen“ zu enteignen. Oft hat man dabei auch die Zukunft bzw. die Jugend im Blick, die immer weniger Chancen bekommt.

Porträt ohne Auseinandersetzung

Ob diese Maßnahmen die richtigen sind, darüber kann man sich streiten. Oder man könnte es. Daran hat hier aber niemand Interesse. Wie viele andere Dokumentarfilme über Engagement und Aktivismus lässt auch dieser hier die Gegenseite nicht zu Wort kommen. Wer eine thematische Auseinandersetzung erwartet, ist bei Niemals allein, immer zusammen an der falschen Adresse. Hier wird nur vorgegeben, was richtig ist, wird gezeigt, wie um dieses Ziel gekämpft wird. Wer bislang nicht von Ideen wie Enteignung oder auch der Abschaffung einer Polizei überzeugt ist, wird hiervon kaum eines Besseren belehrt werden. Dann und wann sind natürlich schon Punkte dabei, die einem auch ohne Diskussion einleuchten. Dass Auszubildende in der Pflege nebenbei einen zweiten Job annehmen zu müssen, um irgendwie über die Runde zu kommen, ist derart grotesk, dass kaum jemand die aktuelle Regelung ausreichend finden wird. Bei anderen Themen wäre es aber schon hilfreich gewesen, Argumente vorzutragen, anstatt nur Meinungen zu teilen.

Wer sich nicht an dieser dogmatischen Ausrichtung stört, findet hier aber einen durchaus sehenswerten Film. Interessant ist dabei vor allem, wenn Regisseurin Joana Georgi die privaten und persönlichen Seiten des Quintetts aufzeigt. Warum setzt sich jemand für diese Themen ein? Und wie gehen sie damit um, dass die Kämpfe immer wieder ohne Ergebnis bleiben? Niemals allein, immer zusammen berichtet dabei unter anderem von der Desillusionierung, wenn Protestaktionen ohne Folgen bleiben. Gleichzeitig betonen die fünf, wie wichtig es ist, diese Kämpfe fortzuführen, die in ihren Augen lebensnotwendig sind. Und gleich, ob man ihnen dabei im Einzelnen zustimmt oder nicht, es ist schon irgendwie imponierend, was sie alles auf sich nehmen und wie sie sich von den allgegenwärtigen Hindernissen nicht aufhalten lassen wollen, anstatt wie andere einfach nur über aktuelle Situationen zu jammern.

Credits

OT: „Niemals allein, immer zusammen“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Joana Georgi
Kamera: Loup Deflandre

Bilder

Trailer

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Niemals allein, immer zusammen
fazit
„Niemals allein, immer zusammen“ begleitet fünf junge Menschen, die sich auf unterschiedliche Weise für eine bessere Welt einsetzen. Eine tatsächliche inhaltliche Auseinandersetzung findet nicht statt, Gegenstimmen sind unerwünscht. Interessant ist der Dokumentarfilm aber als Porträt von Leuten, die an ihren Überzeugungen festhalten, so groß die Hindernisse auch sein mögen.
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