Nelma Kodama: Königin der Geldwäsche

An True Crime Dokus mangelt es bei Netflix bekanntlich nicht. Schon jetzt ist das Sortiment unüberschaubar und es kommen ständig weitere Titel hinzu. Kürzlich wurde beispielsweise How to Rob a Bank ins Programm aufgenommen, das die Geschichte eines skrupellosen Bankräubers erzählte. Davor standen bei Tanzen für den Teufel: Die TikTok-Sekte von 7M die Themen Gehirnwäsche und Missbrauch an. Ashley Madison: Sex, Lügen und der Skandal wiederum stellte eine Datingplattform vor, bei der einiges nicht mit rechten Dingen vor sich ging und die Zielscheibe eines heimtückischen Hackingangriffs wurde. Wer diese Titel alle schon durch hat, für den brachte der Streamingdienst kürzlich Nelma Kodama: Königin der Geldwäsche heraus.

Dreistigkeit siegt (nicht)

Der Name wird einem hiesigen Publikum vermutlich wenig sagen. Was den Bekanntheitsgrad angeht, kann es die Brasilianerin nicht mit diversen Kollegen und Kolleginnen aufnehmen, die Netflix in den eigenen Dokumentationen vorstellt. In ihrer Heimat machte die Geschichte aber schon ihre Runden. Vor allem ihr Schmuggelversuch, als sie 200.000 Euro in ihrer Kleidung versteckte und mit diesen zu fliehen versuchte, brachte sie in die Nachrichten. Das klingt nach einer ziemlich wilden Geschichte. Tatsächlich hat Nelma Kodama: Königin der Geldwäsche schon auch das eine oder andere Unglaubliche mit dem Publikum zu teilen, wenn der Film immer wieder sehr offensiv zur Schau stellt, wie skrupellos die titelgebende Frau drauf war.

Von dieser Eigenschaft hat sie nichts eingebüßt, wie die Zuschauer und Zuschauerinnen selbst sehen können. Wo andere True Crime Porträts meist aus der dritten Person erzählt sind, gibt Kodama hier selbst Einblicke in ihr Leben und ihr Wirken. Im Rückblick schildert sie ihre Laufbahn und wie sie zu dem vielen Geld gekommen ist. Von Reue dabei keine Spur: Die Brasilianerin ist einer dieser Menschen, die eher stolz auf das Erreichte wirken und der Überzeugung sind, sich diese Summen auch tatsächlich verdient zu haben. Sympathisch ist das eher weniger, zumal Kodama keine übermäßig gravierenden Folgen zu ertragen hat, was an und für sich Diskussionen zum Thema Gerechtigkeit naheliegend machen würde. Aber darauf hat man es bei Nelma Kodama: Königin der Geldwäsche nun einmal nicht abgesehen. Da geht es nicht um Fragen der Moral. Das Publikum soll unterhalten werden.

Beeindruckend bis anstrengend

Teilweise funktioniert das ganz gut. Zudem ist es beeindruckend, wie sie sich in einer von Männern dominierten Welt durchsetzen konnte. All dieses Geld beisammen zu schaffen, das muss einem schließlich erst einmal gelingen. Teilweise ist der Film aber auch einfach nur anstrengend, wenn die egozentrische Verbrecherin sich selbst ohne Ende herausputzt. Zwar wird schon versucht, sie als schillernde Gestalt darzustellen. So interessant ist sie dann aber doch nicht. Insgesamt erfüllt Nelma Kodama: Königin der Geldwäsche schon seinen Zweck. Wer mehr über kriminelle Machenschaften erfahren möchte, bekommt einiges geboten. Wirklich spannend ist der Film dann aber doch nicht. Von der Flucht einmal abgesehen bleibt nicht so wahnsinnig viel von diesen Beutezügen hängen.