Holy Island
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Holy Island

„Holy Island“ // Deutschland-Start: 2. Mai 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Und schon wieder nichts. Eigentlich will David (Conor Madden) ja nur weg, runter von der Insel. Aber daraus wird nichts, wieder und wieder scheitert er bei seinem Versuch, eine Fähre zu bekommen, die ihn ans Festland bringen könnte. Also bleibt ihm nichts anderes übrig, als weiter in der heruntergekommenen Hafenstadt zu bleiben. Dabei trifft er irgendwann auf Rosa (Jeanne Nicole Ní Áinle). Auch sie ist eine Gefangene, die umherstreift auf der Suche nach Erlösung. Doch dafür müssen sich die beiden mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen und mit den Erinnerungen, die sie mit sich herumtragen. Schließlich handelt es sich bei der Insel um keine gewöhnliche Insel, sondern das Fegefeuer …

Der Schrecken der Insel

Inseln sind ein ideales Setting, wenn es darum geht, unheimliche Geschichten erzählen zu wollen. Schließlich sind die Figuren dort meistens gefangen, können aus verschiedensten Gründen nicht weg. Die Landschaften sind oft rau, es gibt wenig Menschen. Das geht oft auch mit einer mysteriösen Atmosphäre einher. Beim vielgerühmten Horrorwerk Der Leuchtturm werden zwei Männer in der stürmischen Abgeschiedenheit langsam wahnsinnig. Ein echter Geheimtipp ist zudem Shepherd – Fluch der Vergangenheit, bei dem sich ein Mann nach dem Tod seiner Frau auf eine Insel zurückzieht, um dort Schafe zu hüten und alles hinter sich zu lassen, macht dann aber zunehmend eigenartige Erfahrungen. Auch Offseason – Insel des Grauens weiß, einen solchen Schauplatz für sich zu nutzen. Dort ist es eine Frau, die auf einer abgelegenen, nebelverhangenen Insel herausfinden muss, warum das Grab ihrer Mutter zerstört wurde.

Mit Holy Island kommt nun ein weiterer Titel zu uns, der auf ein solches Setting zurückgreift und mit einer mysteriösen Atmosphäre spielt. Während die obigen Titel jedoch als Horror verkauft werden, handelt es sich bei der irischen Produktion mehr um ein Drama. So gibt es hier zwar diverse eigenartige Leute, darunter einen Taxifahrer, die für Irritationen sorgen. Man hat jedoch nie das Gefühl, dass von ihnen eine größere Gefahr ausgeht. Regisseur und Drehbuchautor Robert Manson geht es nicht darum, ein klassisches Spannungskino bereitzustellen. Es gibt keine Monster, keine blutrünstigen Kulte, die den zwei Hauptfiguren an den Kragen wollen. Die Hölle, durch die David und Rosa sich schlagen, ist nicht mit dem Schrecken von Pandemonium zu vergleichen, einer Art Höllenanthologie.

Die Flucht vor der Vergangenheit

Dafür finden sich Parallelen zu Mansons vorangegangenem Film Lost in the Living. Auch dort ging es darum, dass Menschen vor der Vergangenheit zu fliehen versuchen. Während das dort jedoch in eine reale Handlung eingebettet war, ist Holy Island eine eher traumartige Erfahrung. Da werden Szenenfetzen aneinandergereiht, Fragmente der Erinnerungen, die unsere beiden Hauptfiguren in sich haben. Nach und nach ergeben diese zwar ein Bild, sodass man den zwei doch noch etwas näherkommt. Aber es bleibt ein Puzzlespiel, an dessen Ende keine vollständige Szenerie entsteht. Viele im Publikum werden verwirrt zurückbleiben, vielleicht sogar frustriert bis verärgert.

Dabei hat der Film einiges zu bieten. Sofern man sich von der Erwartung lösen kann, dass das hier klare narrative Strukturen haben muss, ist es immer wieder faszinierend, bei dieser Irrfahrt dabei zu sein. Je mehr man erfährt, je mehr Konturen das Insellabyrinth annimmt, umso stärker geht man in diesem verloren. Das ist sehenswert, weshalb es schön ist, dass Holy Island mit einigen Jahren Verspätung doch noch in Deutschland erschienen ist. Manson variiert auf interessante Weise die Motive, die ihn vorher schon umtrieben. Ein bisschen konkreter hätte das Drama dennoch werden dürfen. Schließlich werden die Zuschauer und Zuschauerinnen nicht nur die Frage stellen, was da genau geschieht, sondern auch was der Film denn nun beabsichtigt.

Credits

OT: „Holy Island“
Land: Irland
Jahr: 2021
Regie: Robert Manson
Drehbuch: Robert Manson
Kamera: Evan Barry
Besetzung: Jeanne Nicole Ní Áinle, Conor Madden, Dermot Murphy, Mark Doherty, Maria Oxley Boardman

Bilder

Trailer

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Holy Island
fazit
„Holy Island“ erzählt von zwei Menschen, die nicht von einer Insel herunterkommen, da diese ein Fegefeuer ist. Das klingt nach einem Horrorfilm, ist aber doch mehr ein Drama um die Aufarbeitung der Vergangenheit. Das Puzzlespiel ist atmosphärisch und faszinierend, wird sicher aber manche frustrieren.
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