Sissi
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Sissi
„Sissi“ // Deutschland-Start: 22. Dezember 1955 (Kino) // 13. Oktober 2017 (DVD)

Inhalt / Kritik

Prinzessin Elisabeth (Romy Schneider), kurz Sissi genannt, wächst ohne standesübliche Zwänge am malerischen Starnberger See im südlichen Bayern auf. Sie hat eine große Familie, liebt die Natur – sie pflegt Tiere, mit ihrem Vater Herzog Max (Gustav Knuth) wandert sie durch die Wälder – und verlebt hier eine glückliche Kindheit. Als ihre Schwester Helene (Uta Franz) mit Kaiser Franz Joseph (Karlheinz Böhm) vermählt werden soll – die strenge Kaiserinmutter Sophie (Vilma Degischer) hat dabei ihre Finger im Spiel –, ist die Freude zunächst groß. Damit die Reise ins österreichische Ischl nicht ganz so viel Aufsehen erregt und den Anschein eines Ausflugs hat, schlägt Herzogin Ludovika (Madga Schneider) vor, Sissi mitzunehmen. Als Sissi später aus dem Fenster klettert, um heimlich angeln zu gehen – Major Böckel (Josef Meinrad) verfolgt sie bereits – begegnet sie Kaiser Franz Joseph. Der hat aber noch keine Ahnung, dass Sissi Helenes jüngere Schwester ist, als er sie zu einem Jagdausflug einlädt.

Ästhetik und Kostüme

Man könnte sagen, dass die Sissi-Trilogie im Laufe der Jahre einen gewissen Kultstatus erlangt hat. Für viele hieß oder heißt es jedes Jahr um die Weihnachtstage: „Sissi läuft im Fernsehen!“ Etwa so, wie sich viele Dinner for One regelmäßig zum Jahreswechsel anschauen. Tatsächlich war der Geburtstag der historischen Kaiserin auch am 24. Dezember. Inzwischen gibt es verschiedene Neuinterpretationen der Geschichte, etwa das Historiendrama Corsage oder die Serie Sisi, in denen mehr Wert auf Realismus gelegt wurde. Die Geschichte um die historische Prinzessin/Kaiserin Elisabeth findet also auch heute noch ein Publikum.

Da die Trilogie nun schon eine Weile existiert, hat man es vielleicht schon gehört: Der Stil ist der des Heimatfilms. Wir sehen Landschaftsidyllen – Berge, Wälder, Flüsse – und hören große, gefühlvolle Musik. Historisch gesehen entstanden Heimatfilme in der Nachkriegszeit und sollten unteranderem eine friedliche Stimmung transportieren. Das gelingt dem ersten Film der Reihe auch sehr gut. Aber nicht nur die Drehorte haben etwas visuell Beeindruckendes, auch die Kostüme besitzen Schauwert. Trachten, blitzende Diademe, Ohrringe und Orden, die Frisuren fast bis zu den Kronleuchtern hochgesteckt. Dieses visuelle Spektakel trägt den Film unter anderem mit. Die glitzernde Opulenz lässt einen zuweilen schon staunen.

Erzählweise und Figuren

Schieben wir den Kitsch aber mal zur Seite und gehen auf die Erzählweise ein. Der Film ist sehr linear erzählt. So gibt es zum Beispiel keine Rückblenden oder längere Ausflüge zu Nebenschauplätzen. Politische Probleme werden zwar angedeutet, aber – zumindest in diesem Teil – nicht weiter ausformuliert oder verfolgt. Ein Beispiel dafür wäre die Szene, in der dem Kaiser ein Dokument zur Unterschrift gereicht wird, mit welchem das Todesurteil über Rebellen bestätigt werden soll. Kaiser Franz will das Dokument aber nicht sofort unterschreiben, sondern es in Ruhe lesen. Wir erfahren hier nicht, was weiterhin geschieht. Etwa dadurch, dass wir in die Perspektive der Rebellen schlüpfen würden. Diese Szene dient also in erster Linie der Charakterisierung des Kaisers. Er ist augenscheinlich jemand, der in politischen oder amtlichen Angelegenheiten keine überstürzten Urteile fällt. Hier wird bereits angedeutet, dass sich auch Sissi bald mit schweren, politischen Konflikten beschäftigen wird – oder es zumindest Teil ihres Lebens wird.

Der Film funktioniert auch deshalb gut, da eine gewisse Fallhöhe geschaffen wird. Auf der einen Seite ist da die noch jugendliche Sissi, die mit einer Großfamilie aufgewachsen ist, in welcher der Standesdünkel keine Rolle spielte – zumindest keine so große wie am Hofe des Kaisers. Sie sorgt sich um die Menschen, kümmert sich um die Tiere, will beispielsweise in einer Szene die Pferde tränken, obwohl das nicht ihre Aufgabe wäre. Auf der anderen Seite stehen die Pflichten und Zwänge der Monarchie. Die am Anfang des Films 15-jährige Sissi soll nun bald Kaiserin werden und das spanische Hofzeremoniell befolgen, repräsentiert durch Erzherzogin Sophie.

Durch ihre jugendliche Naivität und den Charme des Rührseligen sehen wir aber auch manchmal etwas Trauriges in Romy Schneiders Mienenspiel aufleuchten. Ein Beispiel wäre der Moment auf dem Balkon, wenn sie mit Blumen in den Armen das Feuerwerk betrachtet und sie glaubt, dass sie das Leben ihrer Schwester zerstört hat. Dabei hat sie dazu gar nicht so viel beigetragen. Immerhin wurde sie vor vollendete Tatsachen gestellt. In einem anderen Moment lässt sie das Reh und die Vögel frei: „Ich möchte wenigstens meinen Tieren die Freiheit schenken, wenn ich sie schon aufgeben muss.“ Das macht die Figur tragisch und sympathisch. Bei allem rosenromantischen Heile-Welt-Charme hat es gleichzeitig etwas Düsteres zu sehen, dass sie in ihrer Zukunft bereits einen goldenen Käfig erkennt. Ihr Vater erklärt ihr, dass sie jederzeit zurück in die Heimat und die Wälder könnte – ein Ausweg – und bald ist auch der Konflikt mit ihrer Schwester aufgelöst. Sie fliegen sich in die Arme. Der Regisseur versteht genau, wie er rührselige und verklärte Situationen inszeniert.

Durch die Erzählweise ist es einfach, dem roten Faden zu folgen. Gleichzeitig werden viele Situationen dadurch recht vorhersehbar. Man ahnt natürlich sehr früh, worauf die Geschichte hinauslaufen wird. Es gibt Wendungen, aber keine allzu überraschenden für die Zuschauer und Zuschauerinnen. Aber es speist sich auch Spannung aus dieser Vorhersehbarkeit, da wir oft mehr wissen als die Figuren. Wir wissen vor Böckl, dass Sissi keine Attentäterin ist. Wir wissen vor Franz, dass Sissi Helenes Schwester ist. Wir wissen auch vor Sissi, dass Franz sich für sie entscheiden wird. Dadurch entstehen viele Momente, auf die man als Zuschauer, Zuschauerin mit einer gewissen Erwartungshaltung blicken kann. Der Film löst Versprechen auch ein. Zum Beispiel dann, wenn Böckl im Boden versinken will, als er erkennt, wen er da fälschlicherweise für eine Attentäterin gehalten hat. Das heißt, man hat auch immer wieder diese kurzen Augenblicke, in denen man die eigenen Vorahnungen bestätigt sieht, was ein positives Gefühl erzeugen kann.

Abgesehen davon hat man hier auch einen Cast, der sehr gut harmoniert. Wir haben sowohl einen Hauch Slapstick mit Böckl und seinen Männern, der bei der Ausübung seiner Spurensuche zwar auch ruppig werden kann, aber der doch das Herz irgendwo am rechten Fleck hat. Dann wäre da noch Erzherzog Franz Karl (Erich Nikowitz), der die Härte der Erzherzogin etwas abfedern kann. Er wirkt außerdem wie jemand, der die Lebenswirklichkeit am Hofe auf gewisse Weise nicht so bierernst nimmt, eben nur das hört, was er hören will, wie auch der Film historische Details ausblendet, in den Hintergrund treten lässt, die aus Regisseur-Sicht nicht in die Idee der Trilogie gepasst zu haben scheinen. Die Erzherzogin selbst steht für die Strenge, das Zeremoniell – in den folgenden Teilen wird ihr Einfluss auf Sissi noch unangenehmer werden –, wird aber nicht als das pure Böse dargestellt. Dann wären da noch Sissi, ihre Familie und Franz. Vor allem Romy Schneider und Karlheinz Böhm wurden durch ihre Rollen in dieser Trilogie einem größeren Publikum bekannt. Romy Schneider gelang mit ihrer Rolle als Sissi der internationale Durchbruch. Ein Jahr nach dem ersten Teil folgte mit Sissi – Die junge Kaiserin der zweite Teil der Trilogie. Ein weiteres Jahr drauf erschien Sissi – Schicksalsjahre einer Kaiserin, der dritte und letzte Teil.

Credits

OT: „Sissi“
Land: Österreich
Jahr: 1955
Regie: Ernst Marischka
Drehbuch: Ernst Marischka
Musik: Anton Profes
Kamera: Bruno Mondi
Besetzung: Romy Schneider, Karlheinz Böhm, Magda Schneider, Uta Franz, Gustav Knuth, Vilma Degischer, Josef Meinrad, Erich Nikowitz

Trailer

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Sissi
fazit
„Sissi“ ist der romantisch-verklärte Auftakt einer Trilogie um die historische Figur der Kaiserin Elisabeth. In diesem ersten Teil wird erzählt, wie die Romanze zwischen Sissi und Kaiser Franz zustande kommt, die in der Heirat der beiden gipfelt. Dadurch wird Sissi zur neuen Kaiserin – ein Cliffhanger für die Fortsetzung. Die Geschichte ist unterhaltsam erzählt, aber insgesamt leichte Kost mit viel schöner Landschaft und Prunk geschmückt.
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