Limbo 2021
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„Limbo“ // Deutschland-Start: 30. Juni 2023 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Es ist ein nicht einfacher Fall, den der Polizeineuling Will Yam (Mason Lee) gemeinsam mit dem Veteranen Cham Lau (Gordon Lam) lösen soll: Ein Unbekannter geht umher, bringt Menschen um und trennt ihnen die Hand ab. Doch wer könnte dahinterstecken? Und was hat es mit den Händen auf sich? Die Ermittlungen werden dadurch erschwert, dass die dazugehörigen Leichen nicht aufgetaucht sind. Hinzu kommt, dass die beiden Kollegen sehr unterschiedlich sind und es zunächst zu einer Reihe von Meinungsverschiedenheiten kommt. Und als wäre das nicht schon kompliziert genug, taucht auch noch die Drogenabhängige Wong To (Cya Liu) auf, die das Leben von Laus Familie zerstört hat. Außer sich vor Wut, will er diese zunächst umbringen, nutzt sie dann aber, um über sie Zugang zur Unterwelt zu erhalten …

Rückkehr in die Unterwelt

Eine Zeit lang sah es so aus, als habe sich der aus Hongkong stammende Regisseur Pou-soi Cheang auf bunte Fantasyspektakel eingeschossen. Gleich drei Teile der erfolgreichen Reihe The Monkey King inszenierte er zwischen 2014 und 2018. Zumindest das Publikum mochte seine Neuinterpretation der bekannten chinesischen Legende und machte gerade die ersten beiden zu größeren Hits in China. Zu verdenken wäre es ihm daher nicht, sich auch in Zukunft auf solche Titel zu konzentrieren. Mit Limbo zeigte er 2021 jedoch, dass er durchaus nach wie vor für düstere Krimis und Thriller zu haben ist. Mit der Geschichte um zwei Polizisten, die einen brutalen Serienmörder jagen, kehrte er zu frühen Filmen wie Motorway und Dog Bite Dog – Wie räudige Hunde zurück und demonstrierte, dass er sein Talent für solche Abgründe nicht verloren hat.

Dabei gibt schon der Einsatzort vor, worauf sich das Publikum hier so einstellen sollten. Die beiden Ermittler müssen schon richtig tief im Müll buddeln, sowohl im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Die Welt, die uns Cheang aufzeigt, ist von Dreck geprägt. Von dem, was niemand sehen will. Wenn Lau und Yam sich in die Unterwelt begeben, hat dies nichts von dem Glamour, den manche Gangsterfilme zeigen. Limbo nimmt uns mit in die Abgründe eines diffusen Schmerzes und einer allgegenwärtigen Gewalt. Für Helden ist dabei kein Platz. Die Brutalität, mit der Lau Wong To begegnet, unterscheidet ihn kaum noch von dem, was die eigentlichen Verbrecher zeigen. Yam wird da als Kontrast eingebaut, nicht nur aufgrund des Altersunterschieds. Er ist der Gute, repräsentiert die Hoffnung inmitten der Dunkelheit.

Betörend-verstörendes Kunstwerk

Doch eben diese Hoffnung geht zunehmend verloren, wird selbst von dieser Dunkelheit verschluckt. Das sorgt dann auch für die notwendige Spannung, wenn man kaum vorhersehen kann, wie tief hinab es noch gehen wird. Der Kriminalfall an sich ist dabei gar nicht mal so schrecklich wichtig. Natürlich steht die Suche nach dem Killer am Anfang, liefert den Anlass, warum sich die Figuren all dem überhaupt aussetzen. Zwischenzeitlich gewinnen aber andere Faktoren eine eigene Dynamik, welche in den Vordergrund rücken. Drehbuchautor Kin-Yee Au war bei Limbo weniger daran interessiert, ein raffiniertes Rätsel zu entwerfen, an dem sich das Publikum die Zähne ausbeißen darf. Wir erfahren durchaus, wer hinter den Morden steckt, es gibt auch einen größeren Showdown. Aber das ist alles mehr ein Mittel zum Zweck, größere Wendungen oder überraschende Enthüllungen braucht hier niemand zu erhoffen.

Es ist dann auch weniger der Inhalt des Thrillers, der auf der Berlinale 2021 Premiere feierte, der ihn so sehenswert macht. Der funktioniert, erzählt aber nichts, was man nicht von anderen Genrevertretern kennt. Inszenatorisch ist Limbo dafür herausragend. Die Schwarzweiß-Bilder machen den Film zu einem gleichermaßen betörenden wie verstörenden Kunstwerk, dem man sich nach einer Weile kaum noch entziehen kann. Das gilt sowohl für die statischen Aufnahmen, die Cheang und sein Kameramann Siu-Keung Cheng (Ip Man 4: The Finale) zu einem undurchdringlichen Wimmelbild machen, wie auch für die dynamischen Actionszenen. Das ständig verregnete Hongkong wird hier zu einer grauen Hölle, die so voller Schattierungen ist, dass man schnell die Orientierung verliert und in dieser verlorengeht.

Credits

OT: „Limbo“
Land: Hongkong
Jahr: 2021
Regie: Pou-soi Cheang
Drehbuch: Kin-Yee Au
Musik: Kenji Kawai
Kamera: Siu-Keung Cheng
Besetzung: Gordon Lam, Cya Liu, Mason Lee, Hiroyuki Ikeuchi

Bilder

Trailer

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Limbo (2021)
fazit
In „Limbo“ machen zwei ungleiche Polizisten Jagd auf einen Serienmörder. Statt eines unterhaltsamen Buddy Movies gleicht der dreckige Hongkong-Thriller einem Abstieg in eine graue Hölle, in der das Gute kaum überleben kann und auch die Orientierung schnell verlorengeht. Der Kriminalfall mag dabei nicht wirklich erwähnenswert sein, ist aber so fesselnd in Szene gesetzt, dass dies keine wirkliche Rolle spielt.
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