Lola rennt
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Lola rennt
„Lola rennt“ // Deutschland-Start: 20. August 1998 (Kino) // 22. April 2003 (DVD)

Inhalt / Kritik

Eigentlich war der Job ganz einfach, so dachte Manni (Moritz Bleibtreu) zumindest. Ein bisschen Kurierarbeit für einen Hehler, was ist schon dabei? Dummerweise lässt er unterwegs jedoch die Plastiktüte mit den 100.000 Mark in der U-Bahn liegen. 20 Minuten bleiben ihm noch, um die Summe wieder aufzutreiben und so heil aus der Sache herauszukommen. Da ihm selbst jedoch jeder Einfall fehlt, wie ihm das gelingen soll, ruft er in seiner Not seine Freundin Lola (Franka Potente). Die weiß dabei zwar zunächst nicht, wie ihr geschieht und wie sie ihrem Partner aus der Patsche helfen soll. Dennoch fackelt sie nicht lange und läuft einfach los, fest entschlossen, das Unmögliche möglich zu machen …

Ein filmischer Wirbelwind mit Kultstatus

Alle paar Jahre gibt es einen deutschen Film, der auf die eine oder andere Weise so hervorsticht und einzigartig ist, dass er weltweit für Furore sorgte. Der schnittlose Thriller Victoria von 2015 ist so ein Fall, das Drama Systemsprenger aus dem Jahr 2019 über ein nicht zu bändigendes Mädchen ein weiterer. Ende der 1990er war es Lola rennt, das hierzulande wie international zu einem Phänomen wurde. Ausgerechnet aus Deutschland, das nun nicht unbedingt für energiegeladenes Kino bekannt ist, kam ein Werk, das wie ein Wirbelwind über alles hinwegfegte. Der Actionthriller war nicht nur in kommerzieller Hinsicht ein Erfolg, er sammelte zudem diverse Preise und wurde quer durch die Popkultur zitiert. Kultstatus genießt der Film sowieso, auch mehr als zwei Jahrzehnte später.

An der Geschichte liegt das weniger, die würde wohl niemand als besonders interessant bezeichnen: Ein unfähiger Möchtegern-Gangster muss schnell Kohle auftreiben, sonst ist er dran – das ist nicht mehr als B-Movie-Niveau. Ungewöhnlich ist jedoch, wie diese Geschichte erzählt wird: Genauer präsentiert einem Regisseur und Drehbuchautor Tom Tykwer (Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders) drei Version der Ereignisse. Dreimal läuft Lola los, um Manni zu retten. Dreimal nimmt die Geschichte, trotz der identischen Rahmenbedingungen, einen anderen Verlauf. Das erinnert an die diversen Zeitschleifenfilme, in denen die Hauptfigur denselben Tag wieder und wieder erlebt. Vor allem Edge of Tomorrow oder Happy Deathday funktionierten später nach einem ähnlichen Prinzip, wenn im Trial-and-Error-Verfahren die Katastrophe verhindert werden soll.

Das vorbestimmte Chaos einer zusammenhängenden Welt

Gleichzeitig ist Lola rennt ganz anders. Bei den meisten Zeitschleifegeschichten gilt es, innerhalb der fest vorgegebenen, immer gleichen Abläufe den richtigen Ansatz zu finden. Tykwer hingegen setzt auf das Chaos, wenn auf den ersten Blick unbedeutende Veränderungen zu völlig verschiedenen Ergebnissen führen. Frei nach der Idee des Schmetterlingseffekts hängt in dem Film alles mit allem zusammen. Nur geschieht das auf eine Weise, die kaum vorherzusagen ist. Der Film zeigt uns damit eine Welt, die chaotisch und doch deterministisch ist. Es gibt durchaus ein System und Zusammenhänge. Da wir dieses aber nicht selbst erkennen geschweige denn bestimmen können, wirkt am Ende doch alles zufällig und wir sind allem mehr oder weniger ausgeliefert.

Das klingt alles sehr verkopft, ist es aber nicht. Tykwer schneidet diese Themen zwar alle an, vertieft sie aber nicht sonderlich. Er ist mehr am Inszenieren interessiert als an einer tatsächlichen inhaltlichen Auseinandersetzung. Es ist dann auch die Inszenierung, die – neben dieser Dreiteilung – maßgeblich für den Film war. Nicht nur dass Lola rennt ein dem Titel gemäß sehr rasanter Actionthriller ist, der praktisch nie Stopp macht. Auch diverse Spielereien wie die animierten Sequenzen tragen dazu bei, dass der Film zu einem wilden Seherlebnis wird. In Kombination mit der treibenden, elektronischen Musik, bei der Potente auch ihr Gesangstalent unter Beweis stellen durfte, ist der Wettlauf mit der Zeit ein audiovisueller Rausch, der all die Jahre später noch nachwirkt.

Credits

OT: „Lola rennt“
Land: Deutschland
Jahr: 1998
Regie: Tom Tykwer
Drehbuch: Tom Tykwer
Musik: Tom Tykwer, Johnny Klimek, Reinhold Heil
Kamera: Frank Griebe
Besetzung: Franka Potente, Moritz Bleibtreu, Herbert Knaup, Armin Rohde

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Lola rennt
Fazit
„Lola rennt“ war 1998 ein filmisches Ereignis, das auch international für Furore sorgte. Selbst wenn die Geschichte um einen Möchtegerngangster, der die Hilfe seiner Freundin braucht, nicht besonders war, das Drumherum war es. Schmetterlingseffekt trifft auf Trial-and-Error-Zeitschleife und wird zusammen mit der treibenden Musik zu einem audiovisuellen Wirbelwind, der Jahre später noch immer einzigartig ist.
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