Hellbender
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Hellbender

„Hellbender“ // Deutschland-Start: 29. April 2022 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Die Jugendliche Izzy (Zelda Adams) lebt gemeinsam mit ihrer Mutter (Toby Poser) in einem abgelegenen Wald. Kontakt zur Außenwelt haben sie nicht, auch weil Izzy an einer schweren Krankheit leidet. Damit liegt es an der Mutter, die notwendigen Vorräte zu beschaffen, die sie zum Überleben in der Wildnis brauchen. Bislang kamen die beiden mit der Situation jedoch ziemlich gut klar. Das ändert sich, als Izzy eines Tages Amber (Lulu Adams) kennenlernt, die in der Nähe wohnt und etwa in ihrem Alter ist. Überglücklich, endlich einmal andere Menschen zu treffen, verbringt sie Zeit mit ihr und den Freunden, ohne zu ahnen, welche Folgen dies haben wird. Denn als sie bei einem Trinkspiel einen Wurm verschluckt, löst das etwas in ihr aus …

Film als Familiengeschäft

Familien, bei denen gleich mehrere im Filmgeschäft tätig sind? Klar, die gibt es, nicht wenige sogar. Ob die Coppolas oder Familie Douglas, die Skaarsgards oder die Bridges-Brüder – da finden sich viele Beispiele, wie unabhängig voneinander Familienmitglieder Erfolge feiern. Bei Familie Adams scheint man hingegen der Ansicht zu sein, dass sie vor allem zusammen stark sind. Siehe auch Hellbender. Schon bei The Deeper You Dig führten John Adams und seine Frau Toby Poser Regie, schrieben das Drehbuch und bedienten die Kamera. John komponierte dazu. Tochter Zelda spielte – neben den Eltern – die Hauptrolle. Dieses Mal bringt Letztere sich zusätzlich bei Regie und Drehbuch ein. Und als wäre das Regie-Skript-Schauspiel Trio nicht schon Familienarbeit genug, spielt dieses Mal Lulu Adams, die Schwester von Zelda, auch noch eine größere Rolle.

Solche Gemeinschaftsprojekte innerhalb der Familie sind natürlich schon irgendwie schön. Wer kann schon von sich behaupten, mit den Eltern derart eng und kreativ zusammenzuarbeiten? Gleichzeitig darf man sich bei solchen Heim-Do-it-yourself-Produktionen fragen: Ist das auch für Außenstehende interessant oder eine reine Selbstbeschäftigung? Die Antwort fällt bei Hellbender ein klein wenig gemischt aus. So gibt es bei dem Indie-Werk gute Gründe, warum sich ein Abstecher in den Wald lohnen könnte, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen – nach einem kleinen Blutbad. In dem idyllisch-unheimlichen Niemandsland sind aber auch jede Menge Stolpersteine, welche den Aufenthalt zu einer etwas holprigen Angelegenheit machen.

Mal wieder Provinz-Okkultes

Vor allem der Einstieg macht nicht unbedingt so wahnsinnig viel Lust auf mehr. Geschichten um irgendwelche okkulten Machenschaften in abgelegenen Teilen der Erde sind im Horrorgenre jetzt nichts, wofür man noch viel Aufmerksamkeit erwarten darf. Klar, gelungene Beispiele hierfür gibt es schon, etwa beim hochgelobten Midsommar, das grausige Rituale in der schwedischen Einöde thematisierte. Auch The Dark and the Wicked ist sehr sehenswert. Die meisten Werke sind aber doch eher langweilig, weil schrecklich einfallslos. Gerade auch wegen des offensichtlich geringen Budgets, wie zu Beginn von Hellbender sichtbar ist, war die Gefahr groß, es hier mit einem ähnlich verunglückten Genretrash wie Wicked Witches zu tun zu haben. Da ist zu wenig, das wirklich Lust darauf machen würden, hier noch weiter dranbleiben zu wollen.

Damit würde man dem Film, der unter anderem auf dem Fantasia Film Festival 2021 lief, aber nicht wirklich gerecht werden. Ein Faktor, der Hellbender von der Konkurrenz unterscheidet, ist der persönliche Aspekt. Da geht es eben nicht nur darum, irgendwelche Menschen zu fressen oder zu verzaubern. Darauf muss zwar nicht verzichtet werden. Familie Adams war es aber wichtiger, die Verhältnisse genauer auszuleuchten und eine tatsächliche Mutter-Tochter-Geschichte zu erzählen. Vieles von dem, was man zunächst für eindeutig hält, ist es am Ende nicht. Die Beziehung ist komplexer und von wechselseitigen Abhängigkeiten geprägt. Die Chemie zwischen den beiden Darstellerinnen funktioniert ohnehin, aus naheliegenden Gründen.

Sinn fürs Surreale

Ein weiterer großer Pluspunkt: Der Film ist teilweise ziemlich seltsam. Anfangs meint man auch hier, dass dies auf wahlweise geringes Budget oder mangelndes Talent zurückzuführen ist – eventuell auch beides. Doch mit der Zeit zeigt sich, dass die Adams bzw. Poser durchaus ein Händchen für surreale Szenen haben. Dafür und für die besagte zwischenmenschliche Komponente lohnt es sich also schon, es einmal mit Hellbender zu versuchen und den wenig vielversprechenden Einstieg zu überstehen. Richtig spannend wird das Horrorwerk im Anschluss zwar auch nicht, obwohl er auf diversen Genre-Festivals zu sehen war. Er macht aber neugierig genug, was dieses etwas andere Filmfamilienunternehmen in Zukunft wohl noch so heraufbeschwören wird.

Credits

OT: „Hellbender“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: John Adams, Zelda Adams, Toby Poser
Drehbuch: John Adams, Zelda Adams, Toby Poser
Musik: John Adams
Kamera: John Adams, Zelda Adams
Besetzung: Zelda Adams, Lulu Adams, Toby Poser, John Adams

Bilder

Trailer

Filmfeste

Fantasia Film Festival 2021
Sitges 2021

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Hellbender
Fazit
„Hellbender“ beginnt wenig vielversprechend, wenn es mal wieder um Okkultismus im Niemandsland geht. Die Geschichte um eine etwas andere Mutter-Tochter-Beziehung gibt aber zusammen mit einigen surrealen Passagen genug her, wofür man hier doch einmal reinschalten kann.
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