Cinderella 2021 Amazon Prime Video
© Sony Pictures/Amazon Studios

Cinderella (2021)

Inhalt / Kritik

Cinderella 2021 Amazon Prime Video
„Cinderella“ // Deutschland-Start: 3. September 2021 (Amazon Prime Video)

Eigentlich träumt Cinderella (Camila Cabello) ja davon, Kleider zu entwerfen und selbst zu verkaufen. Ihr tatsächliches Leben sieht jedoch leider alles andere als traumhaft aus. So muss sie seit dem Tod ihres Vaters bei ihrer Stiefmutter Vivian (Idina Menzel) und deren Töchter leben, die in ihr nur eine billige Magd sehen. Ihr Glück scheint sich endlich zu wenden, als sie von einem Fremden (Nicholas Galitzine) eingeladen wird, zum großen Ball zu erscheinen. Der Ball selbst ist ihr dabei völlig egal, sie interessiert nur die Möglichkeit, dort Leute kennenzulernen, denen sie ihre Kleider verkaufen könnte. Dabei ahnt sie nicht, dass es sich bei dem Fremden in Wahrheit um den Prinzen handelt. Und noch eine weitere Überraschung wartet auf sie, als ihr Vivian verbietet, auf den Ball zu gehen. Aber zum Glück gibt es da ja noch eine helfende Fee (Billy Porter) …

Und nochmal von vorne

Wie, echt jetzt? Nicht wenige dürften die Augen verdreht haben, als bekannt wurde, dass tatsächlich eine neue Fassung von Cinderella gedreht wurde. Von denen, so sollte man meinen, dürfte es inzwischen schon genug geben. Vor allem der Zeichentrickklassiker von Disney und dessen Live-Action-Remake von 2015 haben dazu beigetragen, dass der Stoff eigentlich durch sein sollte. So schrecklich viel Variation kann man in die bekannte Geschichte um die unterdrückte Schwiegertochter, die mithilfe von Magie und Glasschuhen ihren Traumprinzen bekommt, dann doch nicht bekommen. Zumal das Frauenbild, dass es unbedingt einen Mann braucht, um Frau einen Sinn im Leben zu geben, heute nicht mehr sonderlich zeitgemäß ist.

Das sah Regisseurin und Drehbuchautorin Kay Cannon (Der Sex Pakt) offensichtlich ganz ähnlich und verpasste dem alten Märchen daher eine Frischzellenkur. Damit sind weniger die Lieder gemeint, die unentwegt geträllert werden. So finden sich auf dem Soundtrack neben einigen eigens für den Film geschriebenen Liedern eine Reihe bekannter Hits, die in Cinderella noch mal ausgegraben werden. Unter anderem kommen dabei so unterschiedliche Titel wie Queens Somebody to Love, What a Man von Salt’n’Pepa und En Vogue oder Let’s Get Loud von Jennifer Lopez zu neuen Ehren, vorgetragen vom Ensemble. Und auch Madonnas Material Girl taucht an einer Stelle auf.

Ein ironisches Anti-Märchen

Letzteres zeigt bereits, dass man die Geschichte mit Humor nahm. Tatsächlich sind die besten Szenen von Cinderella diejenigen, in denen Cannon das Geschehen durch den Kakao zieht. Mal wird Bezug darauf genommen, dass man doch gerade gesungen habe, weswegen man unmöglich darauf habe achten können, was vor sich geht. An einer anderen Stelle wird der eitle Prinz vorgeführt, dem gar nicht so viele hinterherlaufen wie gedacht. Das reicht dann zwar nicht, um als tatsächliche Parodie durchzugehen. An der Vierten Wand wird auch eher gekratzt als dass sie wirklich durchbrochen wird. Es ist zudem nicht so, dass wirklich jeder Gag sitzt. Aber die Absicht war gut, darunter sind einige willkommene Einfälle, um dem Ganzen doch noch eine eigene Note zu geben.

Das Gleiche gilt für die stark feministische Ausrichtung des Werks, die vermutlich nicht wenige vor den Kopf stoßen wird. Nicht nur dass Titelheldin Cinderella sich dem Patriarchat widersetzt und mehr an einem erfolgreichen Geschäft als an einem Luxusthron interessiert ist. Auch die beiden anderen entscheidenden Frauenfiguren – die Stiefmutter und Königin Beatrice (Minnie Driver) – machen deutlich, dass sie mehr vom Leben wollen, als es die Männergesellschaft ihnen zugesteht. Das Happy End solcher Frauen besteht deshalb nicht allein darin, dass sie ihren Mann bekommen haben. Sie wollen zunächst einmal sie selbst sein, der passende Mann kommt dann nur als netter Bonus oben drauf.

Von allem etwas und nichts

Gleichzeitig tat man sich damit nicht so richtig einen Gefallen, weil der Film gleichzeitig den Konventionen folgen und sie auseinandernehmen will – als Kombination etwas schwierig. Wenn es dann doch einmal emotionaler werden soll, wartet man nur darauf, dass im nächsten Satz schon wieder ein „aber“ folgt. Was folgen kann, aber nicht muss. Und auch sonst wirkt Cinderella immer mal wieder einfach irgendwie zusammengeschustert, gerade bei den Liedern und Tanzeinlagen. Es wirkt auch ein wenig billig. Obwohl da also schon einiges ist an dem Film, das man mögen kann und doch irgendwie die Neuauflage rechtfertigt, so richtig überzeugend ist das Ergebnis nicht. Gebraucht hätte es die Musical-Komödie auf Amazon Prime Video nicht unbedingt.

Credits

OT: „Cinderella“
Land: USA, UK
Jahr: 2021
Regie: Kay Cannon
Drehbuch: Kay Cannon
Musik: Mychael Danna, Jessica Weiss, Camila Cabello
Kamera: Henry Braham
Besetzung: Camila Cabello, Idina Menzel, Minnie Driver, Nicholas Galitzine, Billy Porter, Pierce Brosnan

Trailer

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„Cinderella“ nimmt das bekannte Märchen, versucht aber in mehrfacher Hinsicht, dieses neu zu erzählen. Zum Teil ist das sympathisch, etwa der ironische Humor und die feministische Ausrichtung. Die Kombination aus allem funktioniert aber nicht so recht, an manchen Stellen wirkt der Film zudem billig zusammengeschustert.
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