Hangman
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Hangman – The Killing Game

„Hangman“, USA, 2017
Regie: Johnny Martin; DrehbuchMichael CaissieCharles Huttinger; Musik: Frederik Wiedmann
Darsteller: Al Pacino, Karl Urban, Brittany Snow, Joe Anderson

Hangman
„Hangman – The Killing Game“ erscheint am 5. April 2018 auf DVD und Blu-ray

Es ist ein grausiger Anblick, der sich dem Polizisten Will Ruiney (Karl Urban) und der Journalistin Christi Davies (Brittany Snow) da bietet. Eine Frau, aufgehängt, ermordet, übel zugerichtet, ein Buchstabe in ihren Oberkörper geritzt. Und das ist nur der Auftakt zu einer ganzen Serie: Ein Unbekannter tötet jeden Tag einen neuen Menschen und hinterlässt dabei Hinweise auf ein Wort und das nächste Opfer. Schnell holt Ruiney seinen früheren Kollegen Ray Archer (Al Pacino) hinzu, der ebenso wie er von dem Täter als Zuschauer auserkoren ist. Aber weshalb? Wer steckt dahinter? Und vor allem: Wie lässt sich der Mörder aufhalten?

Ach ja, das Galgenmännchen. Der eine oder andere, der noch vor Smartphone-Zeiten zur Schule ging, wird sich eventuell an diesen beliebten Zeitvertreib erinnern. Darin mussten Buchstaben geraten werden, um mit diesen ein längeres Wort zu bilden. Die Zahl der Rateversuche war dabei begrenzt: Jeder falsch geratene Buchstabe führte dazu, dass sich ein Galgen zusammensetzt. Ist dieser komplett, ist das Spiel verloren. Die Idee ist es daher, möglichst schnell auf die Lösung zu kommen, bevor der Tod zuschlägt.

Aus Spaß wird Ernst
Aus diesem Prinzip einen Thriller über einen Serienmörder zu machen, das ist eine durchaus spannende Idee. Leider ist es aber auch mehr oder weniger die einzige des Drehbuchduos Charles Huttinger und Michael Caissie, zu der man etwas Positives sagen kann. Da wäre zunächst einmal das größte Rätsel des Films: Warum spielt das Wort, das der Serienmörder hinterlässt, keine wirkliche Rolle? Nicht ein einziges Mal versucht das Protagonistentrio, das Wort vorab zu finden, um so die Identität des Täters festzustellen. Der Moment, in dem es zum Ende gezeigt wird, ist dann auch noch so kurz und unbedeutend, er hätte auch gleich ganz rausgelassen werden können. So wie alles, das den Täter betrifft.

Den zentralen Kern eines Mörderspiels einfach zu ignorieren, das hätte man natürlich als Twist integrieren können, als subversives Element womöglich. Im Fall von Hangman bedeutet dies jedoch nur ein weiteres Beispiel dafür, dass sich die Drehbuchautoren nicht viele Gedanken um die Geschichte machen wollten. Widersprüchlichkeiten sind bei derlei Thrillern zwar nicht selten, ganz so dreist wie hier wird es zum Glück normalerweise aber nicht. Ganz abgesehen davon, dass die Ermittlungen neue Standards für Willkürlichkeit setzen, Gedankensprünge hier als olympische Disziplin angestrengt werden.

Er plant den Mord, er plant ihn nicht …
Noch nicht einmal das Prinzip ist in sich konsistent. Da wird der Killer im einen Moment noch als prototypischer Langzeit-Detail-Planer etabliert, nur um am Ende dann doch vieles spontan zu machen, wie es eben gerade reingepasst hat. Das ist mal ärgerlich, dann wieder langweilig, eine unglückliche Kombination aus Klischees und desinteressierten Dümmlichkeiten, die auch nicht vor den Figuren Halt macht. Wohl auch deshalb schlurft Oscar-Preisträger Al Pacino unmotiviert durch die Gegend auf der Suche nach dem Mörder und der eigenen Karriere. Karl Urban ergeht es nicht viel besser, obwohl er zumindest eine Vorgeschichte erhält, die Tragik mit Tiefe verwechselt.

Immerhin sieht Hangman dabei ordentlich aus. Regisseur Johnny Martin, der ja eigentlich aus dem Stunt-Bereich kommt, hat doch einige atmosphärische Szenen aus dem schwachen Drehbuch gekitzelt. Gerade die Mordschauplätze machen einiges her und laden dazu ein, ein bisschen in ihnen zu verweilen. Was aber leider nicht passiert. Im Affenzahn wird von einem Tatort zum nächsten gehetzt, nur um immer ein paar Minuten zu spät zu sein. Das hat dann zwar den nicht zu unterschätzenden Vorteil, dass Hangman relativ schnell vorbei ist, noch bevor der an und für sich eintönige Ablauf das erste Langeweileopfer findet. Und doch bleibt das tragische Gefühl zurück, dass irgendwo in dem Film ein tatsächlich sehenswerter Thriller steckt, dessen Hilferufe aber offensichtlich niemand gehört hat.



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Ein Polizist, ein Ex-Polizist und eine Journalistin suchen gemeinsam einen Serienmörder, der seine Taten mit einem Galgenmännchen-Ratespiel verbindet. Das hätte spannend werden können, wenn „Hangman“ dabei nicht inhaltlich so viel falsch machen würde – von dem fehlenden Rätsel über willkürliche Ermittlungen bis zu Figuren aus der Retorte. Atmosphärisch ist das zuweilen geglückt, der Film selbst trotz prominenter Besetzung jedoch eine herbe Enttäuschung.
3
von 10